Adrienne Thomas, eigentlich Hertha Strauch, Tochter eines wohlhabenden judischen Kaufmanns, erlebte als 18-Jahrige den Ersten Weltkrieg in Metz. Die Stadt war zu dieser Zeit Grossgarnison und Mittelpunkt einer einzigartigen Festungsanlage. Hier, an der lothringischen Heimatfront, verfasste sie ihre Tagebuchaufzeichnungen, die am 6. Marz 1915 gegen Ende der Winterschlacht in der Champagne beginnen und am 8. Februar 1916, kurz vor dem Generalangriff auf Verdun, mit der Ruckkehr der Familie nach Berlin enden. Der Text vermittelt ihre spontanen, zuweilen naiven Vorstellungen von gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und militarischen Geschehnissen, die zwischen individuellem jugendlichem Verlangen nach Gluck und den kollektiven Mobilisierungs- wie Sittlichkeitserwartungen der wilhelminischen Zeit pendeln. Die Tagebuchschreiberin gewahrt dem Leser Einblick in die Mentalitaten der Menschen in einer umkampften Grenzregion. Ihre Aufzeichnungen waren Grundlage fur den 1930 erschienenen Antikriegsroman Die Katrin wird Soldat, mit dem Adrienne Thomas weltweite Aufmerksamkeit erregt hat.